Manuel Kukla's Blog

IT, Finanzen, Aktien, Kuriositäten und alltägliches

Das Ende von Brokerjet...

Heute möchte ich mich mit einem Thema an euch wenden, welches mich persönlich sehr trifft. Am Donnerstag kam ein Mail eines Börsenverlags in meinen Posteingang, welches ich anfangs noch belächelte. Es hatte den Betreff "Wenn einem der Online-Broker spontan kündigt...". Ich dachte mir nichts dabei und schmunzelte ein bisschen darüber, bis ich las was tatsächlich dahinter steckte: Brokerjet stellt seine Dienste ein. Halt - Moment... Brokerjet? Das ist doch mein Broker! Nun ja, *Augen reib* das betraf mich doch tatsächlich selbst.

Ich war so ziemlich baff. Ich musste doch tatsächlich in einem Börsenbrief lesen, dass mir mein Broker gekündigt hatte. Keine Mail, kein Brief - nein - ausgerechnet durch einen Börsenbrief! Einen Tag später kam dann doch noch ein Brief, welcher mich mit "Lieber Herr Kukla," begrüßte. Sehr fein! Ein Kündigungsschreiben mit "Lieber Herr" zu beginnen grenzt doch schon an Verarschung, oder?

 

Die Auswege aus dem Schlamassel

Ausgerechnet einer (der in meinen Augen) besten Broker, welcher im Vorjahr mit der "Erste Group" fusionierte, setzt jetzt rund 37.000 Kunden vor eine ziemlich besch* Wahl.

  • Sie können entweder ihre Aktien einpacken, und irgendwo anders hin gehen. Brokerjet freut sich über Übertragsspesen / Lagerstellenwechselgebühr.
  • Sie können ihre Aktien verkaufen. Brokerjet freut sich über die Verkaufsgebühren.
  • Sie können mit dem Depot zur Erste wechseln und dort jährlich saftige Kontoführungsgebühren und Depotgebühren bezahlen.

Wie das dann mit dem automatischen KeSt-Verlustausgleich aussieht, steht aber in den Sternen.

Merkt ihr etwas? Brokerjet / bzw. die Erste Group gewinnt in allen Fällen.

Was kann man dagegen tun? Nunja - Versuchen einen Broker zu finden, der die Spesen übernimmt, und möglichst viel Negativwerbung machen.

 

Was ich bereits gemacht habe

*Mich auf Facebook beschwert

Dies hatte einen Anruf eines höheren Mitarbeiters des Kundenservice zur Folge. Außer viel Gerede, gab es jedoch keine konkreten Angebote oder Lösungsvorschläge. Es half mir jedoch das ganze ein bisschen besser zu durchblicken. Sie haben im Vorjahr die Fusion durchgeführt und müssen nun aus gesetzlichen Gründen auch die beiden Banksystem verschmelzen. Dies kostet jedoch Geld, was sie anscheinend nicht ausgeben möchten. Sie möchten dieses Kapital lieber in George stecken. (was mir nebenbei angemerkt überhaupt nicht gefällt, da dies jetzt schon eine zu große Datenkrake ist.)

Es war nun eine Managemententscheidung die Notbremse zu ziehen und die Entwicklung bzw. Brokerjet einzustellen. Aus meiner Sicht zahlt sich das vielleicht am Papier aus, es wird aber noch sehr viel Geld kosten, um das Kundenvertrauen wieder herzustellen. Ich wünsche ihnen jedenfalls einen orkanartigen Shitstorm :-)

Meine Frage bzgl. Sparplänen wurde auch negativ beantwortet. SDI (das Alternativsystem bei der Erste) bietet keine Sparpläne mehr, man kann nur mit dem Bankberater Investitionspläne für Erste-Fonds abschließen. Das nennt sich dann wohl Fondssparen?

*Meinen Bankberater bei der Sparkasse angerufen

Sehr nettes Gespräch - Er ist ebenfalls einer der 37.000 und versteht mich voll und ganz. Er hat auch schon den Unmut von anderen Kunden mitbekommen. Konkretes Angebot konnte er mir keines machen. Witzigerweise musste er mich dann auch noch zur Konkurrenz verweisen, da er selbst weiß, dass das neue System nur einen Bruchteil von Brokerjet kann. Stichwort Intradaytrading, Sparpläne, ...

*Versuchte Kontaktaufnahme mit dem Gewinnmagazin

Um sie zu fragen, ob sie nicht im nächsten Heft ein bisschen darüber berichten möchten.

*Versuchte Kontaktaufnahme mit dem VKI

Da ich es nicht ganz einsehe, warum ich bei einseitiger Vertragsbeendigung die Gebühren für den Lagerstellenwechsel auf meine Kappe nehmen soll.

 

*Was ich noch machen werde

Tja, das muss ich mir noch überlegen. Ich werde auf jeden Fall versuchen möglichst viel Staub aufzuwirbeln und versuchen zu verhindern, dass die Lemminge ins Verderben laufen.

Eventuell meine neue Rechtsschutzversicherung testen, wenn sich das mit der Wartefrist ausgeht.

To be continued...

 

Was mich an dem Thema besonders stört

  • Warum fusioniert man, und kündigt 1 Jahr später alle Kunden?
  • Warum macht man die Kündigung in der Sommerzeit wo halb Österreich auf Urlaub ist?
  • Warum setzt man die Frist so kurz an? Ich hätte deutlich besseres zu tun, als mich mit diesem Thema herumzuschlagen!
  • Warum wusste man es nicht vorher, dass man eine Systemumstellung braucht, die Geld kostet?
  • Wie kann man die neuen deutlich teureren Konditionen als Sonderangebot bezeichnen?
  • Warum vertröstet man Kunden darauf, dass George in 2-3 Jahren vielleicht wieder die selbe Funktionalität bietet? Ich möchte die Tankstelle sehen, die Ihren Kunden verklickert, dass es erst wieder in 2-3 Jahren Diesel gibt und in der Zwischenzeit Benzin getankt werden soll.
  • Wie naiv muss das Management sein, um zu glauben, dass das die günstigste Lösung war?
  • Mein Vertrauen zur "Erste" ist dadurch massiv ge/zer-stört worden.

 

Bitte teilen, damit möglichst viele der 37.000 in Österreich wachgerüttelt werden!

Edit: Ich habe eine Facebookseite erstellt - vielleicht mag sie ja der eine oder andere nutzen, um sich auszutauschen.

https://www.facebook.com/LebenNachBrokerjet

Kommentare (5) -

  • Andreas

    27.07.2015 07:50:10 | Antwort

    Die Schließung hat wirklich einiges an Staub aufgewirbelt und so ziemlich alle BJ Kunden sind auf die Erste angefressen. Dass die Erste jetzt noch groß verdient an diesen BJ Kunden glaube ich eher nicht. Die meisten werden die Geschäftsbeziehung beenden und die Kunden werden wohl im großen Stil ihre Wertpapiere verkaufen und nur bei den Wertpapieren wo es Sinn ergibt, dass es ein WP-Übertrag wird, dort die Spesen in Kauf nehmen.

    Bei den Verkaufsgebühren wird BJ jetzt auch nicht mehr reich Wink

    Insgesamt aber wohl für uns alle hier eine große Überraschung, dass ein Unternehmen dieser Größe einfach sein Service einstellt (und das ziemlich gach).

    Unterm Strich werden wohl die meisten so wie ich vorgehen:
    Zerknirscht & angfressen einen neuen Broker suchen und dort weitermachen. Das SDI Angebot ist für die meisten nicht ausreichend/passend.

  • Peter

    29.07.2015 14:21:23 | Antwort

    Auch ich bin inzwischen ziemlich "angefressen" von der ERSTE.
    Habe heute bei BJ angerufen und keine wirklich nützlichen Antworten auf meine Fragen bekommen.
    Wollte eine Probeversion von netbanking sehen - gibts nicht, wollte wissen welche Funktionen es nicht mehr gibt - Antwort eher unsicher. Wann kommt George und was kann er : daran wird noch entwickelt - kann man noch nicht sagen  ????
    Kann mir jemand einen link zu einer Gegenüberstellung der Konkurrenz geben - das wäre der nützlichste Tipp.

    Mir völlig unverständlich das die ERSTE, die sonst einen guten Ruf hat so herummurkst.

  • Fritz

    04.10.2015 16:02:26 | Antwort

    Gibt es eine Antwort seitens VKI?

    Was mich jetzt besonders ärgert:
    -) Aufwand für Suche nach einem neuen Anbieter
    -) Kosten durch Verkauf/Kauf/Übertragung
    -) bei der Übertragung des Depots lässt sich brokerjet jetzt sehr viel Zeit (der Ansturm ist wohl sehr überraschend gekommen)!


    Erste Bank ist damit für mich fürs erste gestorben ...

  • Manuel

    04.10.2015 21:21:29 | Antwort

    Nein, vom VKI habe ich leider keine Antwort erhalten.

  • Spekulant

    12.10.2015 11:17:18 | Antwort

    Das ist ja wirklich ungluecklich, das erste mal, dass ich davon hoere, dass ein Broker dicht macht!
    Dass man die Uebertragungskosten selber bezahlen muss, ist ja wohl eine Frechheit.

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